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Wir in

Braunschweig

Streit um Krippenplätze

Nov 5, 2022 #Kita, #Krippe

Die letzte Bezirksratssitzung des Stadtbezirkes 112 im
Waggumer Kulturzentrum sollte endlich Klarheit und
Transparenz hinsichtlich der Angebotssituation von Kita-
und Krippenplätzen in den Stadtteilen Bevenrode,
Waggum und Bienrode schaffen. Hierzu wurde der
Fachbereich Kinder, Jugend und Soziales eingeladen und
auch betroffene Eltern aus den Ortschaften hatten die
Möglichkeit, Fragen zu stellen. Der Bezirksrat kämpft seit
langem gemeinsam vor allem um eine Verbesserung des
Betreuungsangebotes im Krippenbereich.


Zur Einordnung bleibt festzuhalten, dass in den drei betroffe-
nen Stadtteilen mit ca. 6.800 Einwohnern lediglich 13
Krippenplätze plus einige wenige Tagespflegestellen zur
Verfügung stehen. Gerade in den letzten Jahren ist der Bedarf
aber überproportional angestiegen.
Neue Baugebiete in Waggum und Bevenrode sowie die bau-
liche Nachverdichtungen (zahlreiche Reihen- und
Mehrfamilienhäuser) haben zusammen mit dem ohnehin
kontinuierlichen demographischen Wandeln eine hohe
Nachfrage nach einer verlässlichen, wohnortnahen und qua-
litativ hochwertigen Betreuung verstärkt. Mehrfach hat der
Bezirksrat durch gemeinsame Anfragen und Anträge auf die-
sen Missstand hingewiesen und endlich eine klare
Positionierung der Stadt eingefordert.
Die städtische Vorhaltefläche im Waggumer Neubaugebiet
“Vor den Hörsten” wäre optimal für eine 2-zügige Krippe
geeignet.


Leider haben die zahlreichen Stellungnahmen und Antworten des zuständigen Fachbereiches bisher nur Ratlosigkeit und Frustration ausgelöst. Der Fachbereich, vertreten durch Herrn Tetzel und Frau Streit, hat versucht, die bisherige Linie der Stadtverwaltung darzulegen und hat auf ein großflächiges Betreuungsangebot im nördlichen Stadtgebiet von Braunschweig verwiesen.
Die Eltern hätten die Wahlfreiheit zwischen verschiedensten städtischen, kirchlichen oder auch freien Trägerschaften und man fokussiere sich nicht auf einen Stadtteil oder ein
begrenztes Gebiet. Es sei den Eltern durchaus zuzumuten, einen Weg von 30 Minuten mit dem ÖPNV auf sich zu nehmen, um die Kinder unterzubringen.

Des Weiteren gebe es im Stadtgebiet andere Stadtteile wie
die Weststadt, die noch deutlicher unterversorgt sind. FDP,
CDU und BIBS bedanken sich zunächst für die persönliche
Aussprache. Dennoch wollen wir nachfolgende Positionen zu
den getroffenen Aussagen unterstreichen. Die Eltern in unse-
rem Bezirk finden sich leider in einer völlig anderen
Wirklichkeit wieder. Trotz einer breitflächigen Anmeldung in
verschiedensten Einrichtungen erhalten die Eltern fast aus-
schließlich absagen, eine frustrierende Wartezeit sowie
Unsicherheit und finanzielle Schwierigkeiten entstehen.
Die Lebenswirklichkeit erlaubt es vielen nicht, dass Familien
mit zwei oder drei Kindern unterschiedliche Einrichtungen
(Kita, Krippe, Schule) anfahren und hierbei so lange
Fahrzeiten auf sich nehmen. Bevenroder oder Waggumer
Kinder unter drei Jahren haben nahezu keine Chancen, eine
Versorgung innerhalb der 5 Kilometer Grenzen zu erhalten.
Die angrenzenden Stadtteile sind ebenso unterversorgt und
somit entstehen auch dort keine größeren verlässlichen Über-
kapazitäten zur verlässlichen Auf-nahme unserer Kinder.
Es verfestigt sich der Eindruck, dass die Eltern im Norden im
Stich gelassen werden. Man setzt auf die Flexibilität und die
Geldbörse der Eltern und hofft von städtischer Seite, dass
durch erzwungene Teilzeit und lange Fahrwege die Stadt um
den Bau einer weiteren Einrichtung herumkommt. FDP, CDU
und BIBS unterstreichen, dass dies nicht unser Verständnis
einer kinder- und familienfreundlichen Kommunalpolitik ist.
Wir werden weiter stetig den versprochenen und politisch
abgestimmten Bau einer Einrichtung in Waggum einfordern.
Unsere Stadt braucht Fachkräfte und vor allem braucht unse-
re Stadt Frauen und Männer, die durch ihre gute Ausbildung
schnell wieder in den Unternehmen der Stadt und den öffent-
lichen Einrichtungen (Schulen, Kitas, Krankenhäuser) arbeiten
können. Dafür werden wir uns weiterhin mit Nachdruck ein-
setzen.
Aus unserer Sicht ist es fahrlässig und skandalös, dass wir in
der zweitgrößten Stadt Niedersachsens mit einer potenten
Wirtschaft und einem lebendigen Familienle-ben nicht end-
lich das Problem eines nachhaltigen und vollumfassenden
Betreuungsangebotes ins Zentrum der politischen
Entscheidungen setzen. Eine hochwertige Kinderbetreuung
und ein gutes Bildungssystem sind die Grundlage für die
Zukunft unserer Stadt.
FDP, CDU und BIBS fordern endlich eine Abkehr von der 45
prozentigen Versorgungsquote.
Diese ist in Zeiten von massiver Inflation verbunden mit einem
nie da gewesenen Mangel an Arbeitskräften überholt und
muss kontinuierlich auf 80 Prozent angehoben werden. Nur
wenn die Politik diese Ziele setzt, kann die Verwaltung die
notwendigen Schritte einleiten.
Wir bedanken uns bei den anwesenden Eltern und bieten
weiterhin Gespräche und Unterstützung an.


Tobias Zimmer
Michael Berger
Tatjana Jenzen